Dieser jetzt wieder neu aufgelegte Roman von Uwe Timm erschien bereits 1984 erstmals. Bisher war er an mir völlig vorübergegangen, was wohl vielen, die Uwe Timm schätzen, so ergangen sein dürfte. Daher habe ich mich gefreut, einen »neuen« Roman von ihm entdeckt zu haben.
Ende des 19. Jahrhunderts in Coburg: Der junge Tierpräparator Franz Schröter hat einige Zeit in England, dem Mutterland der technischen Moderne, gelebt und sich jetzt in Coburg als Präparator niedergelassen. Zum Einen aus einem unerschütterlichen Fortschrittsglauben heraus, zum Anderen, um auf sich aufmerksam zu machen, bestellt der sich als Erster in der Stadt ein Hochrad und übernimmt auch den Vertrieb des englischen Herstellers in Süddeutschland.
Das Hochradfahren war zu jener Zeit ein echtes Wagnis: Durch den hohen Sitz war man stets der Gefahr ausgesetzt, durch die kleinstes Unachtsamkeit oder Unregelmäßigkeit gefährlich zu stürzen. Andererseits konnte man größere Distanzen schnell und ohne viele Planungen zurücklegen. Franz Schröter nimmt wie einige andere Zeitgenossen diese Gefahr auf sich und sieht sich dem Spott, aber auch der Bewunderung der städtischen Gesellschaft ausgesetzt. Dieses Gerede verschärft sich dramatisch, als auch seine Ehefrau Anna es sich nicht verbieten lässt, Hochrad zu fahren. Ihr ist es egal, ob es sich schickt oder nicht.
In dieser Zeit des Fortschritts und des gesellschaftlichen Umbruchs macht sich Franz daran, sein Geschäft als Tierpräparator zu etablieren. Hierbei kommen ihm auch Todesfälle der Lieblingshunde in der Familie derer von Sachsen-Coburg und Gotha zugute.
Ein echter Uwe Timm. Wer die »Entdeckung der Currywurst« geliebt hat, wird sich auch an diesem Buch erfreuen, das im Original von 1984 den Untertitel »Eine Legende« trug.
Gebunden, 22,00 EUR *)